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Geschichten die für Rituale tauglich sind

Die drei "Kleinen" oder das Schifflein des Lichtes


Es war einmal ein kleiner Baumwollfaden, der lag schlaff herum am Hafen bei den großen Schiffen und er hatte Angst, dass es nicht ausreicht, so wie er war:


"Für ein Schiffstau bin ich viel zu schwach", sagte er sich. "Für einen Pullover bin ich zu kurz und um an andere anzuknüpfen, habe ich viel zu viele Hemmungen. Für eine Stickerei eigne ich mich auch nicht, dazu bin ich zu blass und farblos. Ja, wenn ich aus Lurex wäre, dann könnte ich eine Tuch verzieren oder ein Kleid. Aber so?! Es reicht nicht!

Was kann ich schon? Niemand braucht mich. Niemand mag mich - und ich mich selbst am wenigsten."


So sprach der kleine Baumwollfaden und als er sich umdrehte, um nach Hause zu hüpfen sah er durch seine tränengefüllten Augen nichts und stolperte über eine halbe Nussschale, die ebenfalls traurig jammerte, darüber dass sie nur noch halb und vollkommen leer war.


Der Faden meinte: "häng dich doch an ein Schiff dran, als Beiboot sozusagen". Die Nussschale jammerte noch mehr und meinte "ich bin viel zu klein dafür".


Der Faden, der sich noch schlechter fühlte, weil er glaubte die Schale verletzt zu haben sagte "komm mit", was die Nussschale dann auch tat. Als die beiden deprimiert zu Hause ankamen legte der kleine Baumwollfaden traurige Musik auf und fühlte sich ganz niedergeschlagen in seinem Selbstmitleid. Die Nussschale war froh, wenigstens nicht mehr so allein zu sein.



Währenddessen lief draußen in der kalten Nacht ein Klümpchen Wachs in der beängstigenden Dunkelheit verzweifelt umher. "Für eine dicke Weihnachtskerze bin ich viel zu klein" jammert es "und wärmen kann ich kleines Ding alleine auch niemanden. Um Schmuck für eine tolle große Kerze zu sein, bin ich zu langweilig. Ach was soll ich denn nur tun, so alleine in der Dunkelheit?"

Und da es so fror, klopfte es zaghaft an eine Tür aus der traurige Musik ertönte.



Als ihm ein Baumwollfaden die Tür öffnete, huschte ein kleines Lächeln über das Gesicht des Wachses und es wurde plötzlich ganz froh.

Es sprach, "Lass dich doch nicht so hängen, du Baumwollfaden. Ich hab' da so eine Idee:

Wir beide tun uns zusammen.


Für eine große Weihnachtskerze bist du zwar als Docht zu kurz und ich hab dafür nicht genug Wachs, aber für ein Teelicht reicht es allemal. Es ist doch viel besser, ein kleines Licht anzuzünden, als immer nur über die Dunkelheit zu jammern!"



So taten sich das Klümpchen Wachs und Baumwollfaden zusammen.

Das Wachs wurde ganz weich und anschmiegsam und umhüllte den Baumwollfaden ganz liebevoll.

Dann sagten beide wie im Chor: "Nun hat mein Dasein doch einen Sinn."



Das alles hörte die kleine Nussschale, die vom Wachs bis dahin noch nicht bemerkt worden war und begann zu jammern, da sie sich zwar an der Verbundenheit der beiden einerseits erfreute, doch mit einer ziehenden Wehmut im Herzen.



Als das Wachs die leere Nussschale sah, wurde es ganz mitfühlend.

Der Baumwollfaden schmunzelte dem Wachs von oben zu und beide hüpften sie voller Liebe und Hingabe in die kleine Nussschale hinein.


Diese war so überrascht darüber, dass sie kurz schwankte wie ein Schifflein. Dann spürte sie Verbundenheit, Liebe und Begeisterung. Ihr wurde so warm und das Wachs kuschelte sich mit dem Docht zusammen noch mehr in die Schale hinein.

Nun waren sie in dieser Verbundenheit doch noch zu einem Boot geworden, zu einem Lichtschifflein sozusagen.




Alle drei fühlten sich einfach großartig und beschlossen, gemeinsam auf große Fahrt zu gehen, um Allen zu zeigen, WIE ES GEHT.


Denn wer weiß, vielleicht gibt es in der Welt noch mehr kurze Baumwollfäden, halbe Nussschalen und kleine Wachsklümpchen, die sich zusammentun könnten, um der Welt zu leuchten?!




Als Kurzfassung einst im Internet gefunden und von mir ausgefeilt, ergänzt und erweitert,

Arijana



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