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Blühende Herzen

Am Sonntag lief ich zum Bahnhof und auf dem Weg dorthin sah ich einen Pkw im Wald stehen, wo eigentlich nur Fußgänger, Radfahrer und Reiter entlangkommen. Als ich den geöffneten Kofferraum sah wurde ich sofort skeptisch und mein Kopf dachte: „Na, der wird doch nicht seinen Müll hier abladen wollen“? Bevor ich ran war, hatte er einen Korb aus dem Auto genommen, den Kofferraum verschlossen und war im Gestrüpp verschwunden… so tat ich so, als würde ich das Nummernschild fotografieren und ging weiter, um mich mit einer Frau zu treffen, die einen Gutschein von mir kaufen wollte.


Sie wartete schon an der verabredeten Stelle und als wir in einem Gespräch darauf kamen, was sie beruflich macht, begann ihr Gesicht zu strahlen und sie erzählte kurz von ihrer Arbeit im sozialen Bereich. Das schwappte sogleich auf mich über und ich dachte, ach wie schön ist das denn, wenn jemand so voller Freude von seiner Arbeit spricht.


Als ich dann auf dem Heimweg sah, dass das Auto noch immer an der gleichen Stelle stand, spürte ich wieder diese Skepsis in mir und nahm mir vor, den Besitzer anzusprechen. Zugleich erinnerte ich mich an „Ein Kurs in Wundern“ und bat den Heiligen Geist darum, durch mich zu wirken. Auch fragte ich: Christus, wie würdest du handeln? Doch kurz bevor ich ran war, klappte der Mann den Kofferraum zu, zog seine Jacke aus und als ich dachte, gleich steigt er ein und fährt los, blieb er an seiner Autotür stehen, wartete bis ich ran war und fragte mich, ob er auch in Fahrtrichtung wieder aus diesem Weg rauskommt. Ich bejahte und stellte sogleich meine Frage, weshalb er denn in diesem schmalen Pfad stand und was er hier macht. Er sagte mir, dass er Lärchenzapfen gesammelt hat. Er hätte die Stelle vor Wochen entdeckt und die paar Zapfen des Baumes in seinem Garten wären zu wenig. Im weiteren Gespräch stellte sich heraus, dass er Lehrer ist und am Tag drauf in einem Projekt mit Neunt- und Zweitklässlern Weihnachtsgestecke basteln würde und diese Zapfen und kleine Äste dafür geholt hätte.


Als er so sprach begann auch er immer mehr zu strahlen, und ich meinte, dass er wohl seinen Beruf sehr liebt. Er bejahte und strahlte noch mehr, was mich zutiefst berührte. Ich sagte ihm noch, dass ich komische Gedanken hatte, als ich ihn dort stehen sah und er meinte dass er dies versteht und bedankte sich für mein Nachfragen. Wir verabschiedeten uns und fühlten uns sicher beide bereichert von dieser Begegnung. Ich war mir dankbar dafür, um Führung gebeten und gefragt zu haben.


Heute nun treffe ich meinen Vermieter, der gleichzeitig Diakon ist. Und als wir uns verabschiedeten und schöne Weihnachten wünschten, meinte ich: na du wirst ja sicherlich arbeiten müssen. Und er nickte, doch auch auf seinem Gesicht erstrahlte ein Lächeln und als ich nachfragte meinte er, dass er das gern macht und sich darauf freut.

Zeichnung: Ariel Petraglia-Alfradiqe


Wow liebe Mitmenschen, wie schön ist DAS denn alles? Und wie schön wird es sein, wenn es jedem so geht, der beginnt von seiner Arbeit zu sprechen? Was wird die Welt doch reicher und liebevoller, wenn jeder Mensch einer Tätigkeit nachgeht, die WIRKLICH seines ist, die geliebt wird und dadurch Liebe ausstrahlt, die nicht nur ihn selbst auf materieller Ebene, sondern auch geistig und seelisch nährt? Was für eine Erfüllung! Und wie das doch gleichzeitig auf all die Menschen ausstrahlt, die von diesem Wirken profitieren? Das ist doch eine Energie der Liebe und Verbundenheit die da ausstrahlt.


Hallelujah… DAS fühlt sich für mich an wie WEIHNACHTEN


Herzlicht Arijana am 20. Dezember 2022

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